Sind Sie ein „Händler“ oder ein „Investor“?

Veröffentlicht: 2015-07-09

Jede Person oder Institution, die einen Vermögenswert auf einem Finanzmarkt mit der Absicht kauft, ihn gewinnbringend zu verkaufen, kann technisch als Investor bezeichnet werden. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen den Denkweisen, mit denen verschiedene Personen oder Institutionen Vermögenswerte auf den Märkten kaufen und verkaufen. Während ein Teil der Anlageentscheidung rational ist und strategisch durchdacht sein kann, gibt es auch einen psychologischen Teil. Da der Teufel im Detail steckt, gehen wir darauf ein, um den letzten Teil besser zu verstehen.


Bildquelle – niveza.in

Wenn wir von der Psychologie eines „Anlegers“ sprechen und die allgemeine Konnotation dieses Begriffs verwenden, ist sie völlig anders als die eines „Händlers“. Die Konnotationen selbst resultieren aus diesen Unterschieden und von nun an werden wir im Rest dieses Artikels dieselben Konnotationen verwenden. Die verschiedenen Kanäle, auf denen sich diese Unterschiede manifestieren, sind die folgenden:

Zeithorizont (Zeitraum des Festhaltens an der Investition)

Trader schauen in der Regel auf sehr kurzfristige (innerhalb des Tages) bis kurzfristige (einige Tage) günstige Preisbewegungen, um schnelle Gewinne zu erzielen, während Anleger bereit sind, auf ihre Zeit zu warten und über lange Zeiträume (manchmal für immer) investiert zu bleiben, um Renditen zu erzielen.

Entscheidungsprozess

Händler suchen eher nach Gelegenheiten, bei denen sie die Preisvolatilität und Schocks ausnutzen können. Ein größerer Teil der Entscheidungsfindung von Händlern ist wahrscheinlich spekulativ und zielt darauf ab, die Dynamik der Aktienbewegung zu nutzen, die positiv oder negativ sein kann. Die „technische Analyse“ wird häufig verwendet, um solche Impulse im Voraus für eine schnelle Entscheidungsfindung vorherzusagen.

Andererseits ist es wahrscheinlicher, dass Anleger eine ausreichende Due Diligence durchführen, bevor sie ihre Entscheidungen treffen. Sie führen auch eher eine tiefere Analyse der Grundlagen durch, um ein besseres Verständnis der Unternehmen zu entwickeln, da sie normalerweise nach einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil suchen.

Zeitaufwand für die Entscheidungsfindung

Händler treffen ihre Entscheidungen in sehr kurzen Zeitspannen, typischerweise von Sekundenbruchteilen bis zu einigen Stunden. Trader müssen ständig am Puls der Märkte sein, da sich die Preise in kurzer Zeit sehr schnell nach oben oder unten bewegen und zu enormen Verlusten bei ihren Positionen führen können.

Anleger werden sich wahrscheinlich ausreichend Zeit nehmen, bevor sie entweder eine KAUF- oder eine VERKAUFS-Entscheidung treffen. Während einige Privatanleger möglicherweise einige Tage Recherche benötigen, um sich über eine Investition zu entscheiden, ist bekannt, dass einige Hedgefonds und institutionelle Anleger manchmal Wochen oder sogar Monate damit verbringen, die Recherche abzuschließen, bevor sie die endgültige Anlageentscheidung treffen.

Fähigkeit und Bereitschaft, Risiken einzugehen

Händler haben in der Regel keine großen Kapitalbeträge zur Verfügung. Sie werden wahrscheinlich eine hohe Hebelwirkung erzielen und aufgrund ihrer Agilität und Entscheidungsgeschwindigkeit Geld verdienen. Ein hoher Leverage auf einer niedrigen Kapitalbasis weist auf ihre Bereitschaft hin, ein hohes Risiko einzugehen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Anleger Hebel einsetzen, ohne ein spezifisches strategisches Bedürfnis zu haben, und haben trotz einer höheren Kapitalbasis eine geringere Risikobereitschaft.

Anfälligkeit für Stress und emotionale Entscheidungsfindung

Trader müssen schnell Entscheidungen treffen und die Preisbewegungen ihrer aktiven Trades ständig überwachen, was stressig ist und manchmal Entscheidungen auf der Grundlage von Emotionen statt auf Logik getroffen werden. Anleger nehmen sich in der Regel Zeit für Entscheidungen und sind daher deutlich weniger gestresst, aber auch bei ihnen spielen Emotionen eine Rolle bei der Entscheidungsfindung

Verwendung von Leverage und Volumina

Händler sind immer auf der Suche nach kurzfristigen Gelegenheiten, die wahrscheinlich auch in Bezug auf die Preisbewegung von geringer Größe sind. In Anbetracht der Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren müssen Händler, um erhebliche Gewinne zu erzielen, Hebel einsetzen, dh mit geliehenem Geld handeln. Aber auch Investoren nutzen Leverage, wenn es eine strategische Rolle bei der Investition zu spielen hat – auf so exotische Weise wie ein Leveraged Buy-Out (LBO) ODER so einfach wie der Kauf eines Eigenheims mit dem von Finanzinstituten gewährten Wohnungsbaudarlehen.

Die Hebelwirkung hilft bei der Vergrößerung der Gewinne, kann aber auch die Verluste vergrößern. Lassen Sie uns versuchen, dies anhand der beiden folgenden Beispiele zu verstehen:

Fall A: Ohne Hebel (keine Fremdmittel)

Fall 1: Gewinn

Fall 2: Verlust

Eigenkapital des Händlers

$10000

Kaufpreis einer Aktie

$10

$10

Verkaufspreis der Aktie

$10,5

9,5 $

Anzahl der gekauften Aktien

10000 $/10 $ = 1000

Gewinn/(Verlust) pro Aktieneinheit

0,5 $

($0,5)

Nettogewinn (-verlust)

1000 * 0,5 $ = 500 $

1000 * (0,5 $) = (500 $)

Nettokapital nach Abschluss des Handels

10.000 $ + 500 $ = 10.500 $

10.000 $ – 500 $ = 9.500 $

Nettogewinn (-verlust) %

500 $/10.000 $ * 100 = 5 %

($500)/$10.000*100 = -5%

Fall B: Mit Hebelwirkung (geliehenes Geld, mit vernachlässigbarem Zins#)

Fall 1: Gewinn

Fall 2: Verlust

Eigenkapital des Händlers

$10000

Geliehenes Kapital

$40000

Für den Handel verfügbarer Betrag

$50000

Kaufpreis einer Aktie

$10

$10

Verkaufspreis der Aktie

$10,5

9,5 $

Anzahl der gekauften Aktien

$50000/$10 = 5000

Gewinn/(Verlust) pro Aktieneinheit

0,5 $

($0,5)

Gesamtgewinn / (Verlust) aus dem Handel

5000 * 0,5 $ = 2500 $

5000 * (0,5 $) = (2500 $)

Gesamtkapital nach Abschluss des Handels

50000 $ + 2500 $ = 52500 $

50000 $ – 2500 $ = 47500 $

Verfügbares Gesamtkapital nach Rückgabe des Fremdkapitals

52.500 $ – 40.000 $ = 12.500 $

47500 $ – 40000 $ = 7500 $

Nettogewinn (-verlust) %

2500 $/10.000 $ * 100 = 25 %

($2500)/$10.000*100 = -25%

# Der Einfachheit halber von vernachlässigbarem Interesse ausgehen

Die obigen Beispiele zeigen deutlich, dass die Hebelwirkung sowohl den Gewinn als auch den Verlust vergrößert und dadurch das inhärente Risiko der Transaktion erhöht, indem die Wahrscheinlichkeitsverteilung potenzieller Renditen erweitert wird.

Als Marktteilnehmer ist es wichtig, sich über Ihre Anlagestrategie (Handel oder Anlage) im Klaren zu sein, um Ihr Portfolio entsprechend auswählen, entwickeln und pflegen zu können. Der Ansatz oder die Strategie könnte entweder sein – Trading oder Investieren, aber es ist äußerst wichtig, die Kategorien „Investor“ und „Trader“ voneinander getrennt zu halten und sie nicht zu mischen, unabhängig von der Performance Ihres Portfolios.

Kurze Zusammenfassung:

Eine „Händler“-Mentalität unterscheidet sich erheblich von einer „Investor“-Mentalität. Während Händler versuchen, viele kleine und schnelle Gewinne zu erzielen, suchen Investoren nach ein paar langfristigen großartigen Gewinnen. Der Prozess der Entscheidungsfindung und die inhärenten Risiken bei diesen Ansätzen variieren ebenfalls entsprechend.